Symposium

13. - 14. Juli 2012

Symposium

Foto: eSel.at

mit

Klaus Lackner, Ralo Mayer, Lukas Meyer, Joachim Radkau, Raimar Stange, Vera Tollmann, Performance von Eva Meyer-Keller & Sybille Müller, Moderation: Klaus Schafler

Inhalt

Als Teil der Ausstellung Kühllabor und im Rahmen des Forums findet ein Symposium statt, das sich dem Zusammenwirken von Kunst und Wissenschaft zum Thema Klimawandel widmet.

Das interdisziplinär angelegte Symposium diskutiert Phänomene des Wandels und der Beeinflussbarkeit von Klima und Wetter. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Fragestellungen zur Rolle von künstlerischer Arbeit im Geflecht von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Wie können durch gegenseitiges Einwirken, Austausch und Kollaboration zukunftsfähige Lebensmodelle und Weltbilder entwickelt werden? Der alte Menschheitstraum über die Beeinflussung der Natur wird im Spannungsfeld von Wirklichkeit und Fiktion, zwischen Experimenten und Konzepten für die Wirklichkeit betrachtet.

Rahmen

Das Symposium findet im Rahmen des Forum für erweiterte Energie-, Klima- und Wetterfragen statt.

12. - 15. Juli 2012

Neben dem Symposium sind die Fachtagung des Landes Steiermark, ein Bauernhof - der Klimahof - als Diskussions - und Experimentierplattform die Eckpfeiler des Schwerpunktwochenendes in der Krakau.
Detailliertes Programm (pdf, 300 KB)


Freitag, 13. Juli 2012

Beginn 19 Uhr
Mehrzweckhalle, Krakauhintermühlen 27, 8854 Krakauhintermühlen

Vortrag von Joachim Radkau

Die Umweltbewegung ist die neue Aufklärung unserer Zeit. Aber auch diese grüne Aufklärung enthält jene "Dialektik der Aufklärung", die einst Adorno und Horkheimer bei der klassischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts enthüllten: Je mehr Macht sie erlangt, desto mehr unterliegt sie den Versuchungen der Macht und wird zur Herrschaftslehre mit eigener Dogmatik. Der Klima-Alarm hat die Umweltpolitik in einem Maße wie noch nie weltweit auf ein einziges Ziel ausgerichtet und mit einem Drang nach "global governance" erfüllt. Aber gerade dieser Triumph könnte für die Umweltbewegung zur Zerreißprobe werden. Heute wird oft schon "Umweltschutz" durch "Klimaschutz" ersetzt; aber taugt der Eisbär auf der Scholle als Ikone für den gesamten Umweltschutz? Oder könnte er von anderem ablenken? Ist das von der Hockeyschläger-Klimakurve suggerierte Katastrophenbewusstsein geeignet, eine vernünftige Umweltpolitik zu begründen?


anschließend
Eva Meyer-Keller und Sybille Müller

Kochshow, Performance und Zukunftsreflexion: Profiköche bereiten vor den Augen der ZuschauerInnen ein mehrgängiges Menü zu, aus Waldbränden, reißenden Flüssen, Meteoriteneinschlägen und Bohrinselexplosionen. Die Katastrophengerichte können vom Publikum verkostet werden, die Gegensätze von Genuss und Schrecken liegen äußerst nah nebeneinander. Köche: Kane Do, Jim Löfdahl, Kristoffer Nilsson, Andreas Lindberg, Mariana Silva Varela, Filip Zubaczek, Peter Whaley
Kamera : Marika Heidebäck


Samstag, 14. Juli 2012

Festivalzentrum Krakauebene, Krakauebene 29, 8854 Krakauhintermühlen (gegenüber Gasthaus Ebnerwirt)

10 Uhr Auftakt mit dem „Wetterläuten“
10 – 13 Uhr Vorträge und abschließende Podiumsdiskussion

Klaus S. Lackner (New York)

Beim Reisen im Flugzeug oder Auto verbrennt man Treibstoff. Die Verbrennung produziert Kohlendioxyd, ein farbloses, geruchloses Gas, das Pflanzenwachstum unterstützt und das allgemein als harmlos eingestuft wird. Trotzdem geht es nicht spurlos am Planeten vorbei. Sonnenschein wärmt die Erde und Kohlendioxid hindert den Abgang dieser Wärme ins All. Das führt zu einem deutlich wärmeren Klima. Den Preis, den wir für den leichten Zugang zur Elektrizität und für bequeme Reisemöglichkeiten zahlen, ist die Erwärmung des Klimas begleitet von veränderten Niederschlägen und potentiell schädlichen Änderungen im globalen Ecosystem. Es muss nicht so kommen. Genau wie man nach einem Picknick in den Bergen seinen Müll einsammeln soll, muss man nach einem Flug über den Atlantik das ausgestoßene Kohlendioxid wieder einsammeln. Mit dem Kohlendioxid ist das sogar ganz einfach. Man muss nicht dasselbe Kohlendioxydemolekül einsammlen das man ausgestoßen hat. Jedes Kohlendioxydmolekül irgendwo in der Luft ist gleich gut. Worauf es ankommt, ist den Kohlendioxydgehalt der Luft konstant zu halten. Diese Einsicht hat uns dazu gebracht eine Maschine zu bauen, die genau so wie ein Baum Kohlendioxyd aus der Luft nehmen kann. Weil diese Maschine kein Sonnenlicht braucht, können die „Blätter“ an dieser Machine viel enger zusammenstehen als die an einem normalen Baum. Auch kleben Kohlendioxydmoleküle an diesen künstlichen Blättern viel besser als an normalen Blättern. Daher ist der künstliche Baum ungefähr tausendmal schneller beim Einsammeln von Kohlendioxyd als ein richtiger Baum von gleicher Größe. Ebenso wie ein Traktor jedesmal gegen ein Pferd gewinnt wenn es darum geht eine Furche zu pflügen, gewinnt der künstliche Baum gegen einen gewöhnlichen Baum wenn es ums Einsammeln von Kohlendioxid geht. Wenn man das Kohlendioxid wieder eingesammelt hat, dann muss man einen Platz finden, wo man es verbergen kann. Oder man sollte die Energie von einer Windmühle und Wasser von einem See nehmen um damit die Verbrennung des Kohlendioxids rückgängig zu machen. Das „Unverbrennen“ des Kohlendioxids produziert Benzin und Wasser. Auf diese Weise kann man den Kreislauf ohne irgendeinen Abfall schliessen.


Ralo Mayer (Wien)

“Why haven’t we seen a photograph of the whole Earth yet?” fragte Steward Brand 1966 in seiner Kampagne zur Veröffentlichung der angeblich bereits existierenden NASA-Fotos aus dem Weltall. 1968 schoss ein Apollo-Astronaut dann tatsächlich ein Foto und Brand veröffentlichte seinen Whole Earth Catalog, ein unbändiges Kompendium, das die hervorsprießenden Kommunen mit allen möglichen Tipps, Tricks und Technologien versorgte. Heute ist das Bild der Erde das wahrscheinlich meistpublizierte Bild überhaupt. Was wir heute im Alltag meist übersehen, löste in den 1960er Jahren eine bildpolitische Revolution aus, die den militärisch-industriellen Komplex des Kalten Kriegs plötzlich mit der Alternativ-Bewegung kurzschloss und der aufkommenden Umweltbewegung ihre Ikone lieferte. Die Video-Installation verfolgt die Geschichte dieses Bilds und seiner Links zu scheinbar weit entfernten Gebieten des Weltgeschehens der letzten Jahrzehnten.


Lukas Meyer (Graz)

Eine gerechte, effektive und globale Lösung des Problems des Klimawandels lässt sich als anzustrebendes Ziel begründen, insbesondere weil der ungebremste Klimawandel mit hohen Risiken der Verletzung grundlegender Rechte sehr vieler, insbesondere zukünftig lebender Menschen einhergeht. Was aber bedeutet dies für heute lebende Mitglieder von hoch-industrialisierten Ländern? Sollen und wie sollen sie ihr Verhalten ändern? Im Vortrag diskutiere ich verschiedene Antworten auf diese Frage, die sich alternativen Konzeptionen von Moral verdanken.


Raimar Stange (Berlin)

Raimar Stanges Vortrag "Klima, Kunst + Katastrophe" bedenkt Optionen der Kunst angesichts des Klimawandels. Dokumentation und Aufklärung, alternative Pragmatik und selbstbewusster Rückzug, Anklage und Sensibilisierung etwa sind Narrative die Ästhetik angesichts des stetig Unbewohnbarwerdens der Erde entwickeln kann. Vor allem aber ist engagierte Haltung gerade von Künstlern, also von den "Artisten als Statthalter" (Theodor W. Adorno), gefragt.


Vera Tollmann (Berlin)

Die folgenden Ereignisse kontextualisieren meinen Beitrag: 2009 scheiterte die Klimakonferenz in Kopenhagen. Zu dem Zeitpunkt war die internationale Klimaschutz-Bewegung auf der Höhe ihrer Aktivitäten. Dann demonstrierten anthropogene Katastrophen wie die Explosion der Deepwater Horizon und die Kernschmelze in Fukushima die Macht der Konzerne. Andererseits hatten auch die Proteste in der arabischen Welt und Occupy Einfluss auf das Selbstverständnis der Klima-Aktivisten. In Reaktion auf die mediale Repräsentation des Klimawandels haben Aktivisten neue Protestformen und eine neue medienbewusste Bildsprache entwickelt, die zum Teil auf künstlerische Strategien zurückgreift. Wie in der Werbung werden die Signifikanten sorgfältig ausgewählt. Anhand von Beispielen werde ich die rhetorischen und selbstreferentiellen Aspekte in der aktivistischen Bildproduktion zeigen